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---50'000.-- $ für 50'000 raubkopierte MS-OS. (http://www.cablemodem.ch/cgi-bin/ikonboard/forums.cgi?forum=10&topic=662)


-- Veröffentlicht durch PatPowerMan am 5:26 pm am Juni 9, 2005

Wieso soll ich eigentlich meine OS-Versionen kaufen, wenn ich mich mit MS darauf einigen kann, dass ich pro OS gerade mal einen lächerlichen US-Dollar zahlen muss?

http://www.news.ch/Indonesien+zahlt+fuer+Raubkopien/213706/detail.htm

Das ist doch eine Klatsche ins Gesicht von jedem ehrlichen Benutzer. Ich bin mir natürlich bewusst, dass MS lieber 50'000$ in der Tasche hat, als gar nichts. Aber für mich ist das ein weiteres, sehr schlechtes Signal an die raubkopierenden Regierungen!

Auf den kleinen Homeuser macht man Jagd - mit Regierungen arrangiert man sich auf die "feine Art"...


-- Veröffentlicht durch Mephi am 6:34 pm am Juni 9, 2005

Pat> Der Schutz geistigen Eigentums ist grundsätzlich national geregelt. Die internationalen Verträge verplichten im Normalfall nur die Staaten zu einer bestimmten Gesetzgebung. Das war jetzt nicht ganz rein, es gibt schon direkt anwendbare internationale Normen, aber auch die müssen von nationalen Instanzen angewandt werden. Will heissen, Indonesien könnte durchaus eine Rechtsordnung haben, das Software keinen rechtlichen Schutz zukommen lässt. Die Schweiz hat bis vor weniger als 100 Jahren z.B. für den Chemie und Pharmabereich den Patentschutz derart eingeschränkt, dass die entsprechende heimische Industrie aus der Sicht entwickelter Länder als Piraten betrachtet wurden.

Jetzt wird unter der Ägide vorab der USA eine Taktik verfolgt, Schwellenländer in internationale Verträge einzubinden. Mit Zuckerbrot und Peitsche. Eines der Schlüsselabkommen ist das TRIPS (vgl. dieses Stichwort bei de.wikipedia).

- ph

N.B. Die Musikindustrie möchte auch nur diesen Schutz, auch bei dir ;-))


-- Veröffentlicht durch PatPowerMan am 8:49 pm am Juni 9, 2005

Versteh ich Dich richtig: Es ist in diesem Fall eine Frage des Standpunktes? Für MS aus Amerika sind die 50'000 OS Raubkopien, für die indonesische Regierung "nur" ein Stück Software, dass man nicht unbedingt bezahlen muss?

Ich check dann aber nur nicht, wieso sich die indonesische Regierung überhaupt auf den Deal einlässt? Sie könnte doch ihre Rechtslage durchsetzen und darauf beharren, dass Software in ihrem Land rechtlich nicht geschützt sei?

Verdreh ich was?

Noch was zu TRIPS: Im Abschnitt 'Microsoft' wird ja gerade berichtet, dass MS seine marktbeherrschende Stellung bei PC-Betriebssystemen missbraucht - wieso also sollte die indonesische Regierung ausgerechnet hier nachgeben?

*confused*



Bemerkenswert finde ich übrigens noch die mir bisher nicht bekannte Tatsache, dass die Schweiz ein halbes Jahr nach Indonesion Mitglied der WTO wurde .-)


-- Veröffentlicht durch Mephi am 11:08 pm am Juni 9, 2005

Pat> Zu deinen beiden ersten Fragen: Ich kenne den gegenwärtigen Zustand der indonesischen Gesetzgebung nicht. Ich wollte in meinem vorigen Posting nur darlegen, dass der Schutz geistigen Eigentums staatlicher Hoheit obliegt. Es gibt hier also keinen internationalen Gerichtshof mit einer Anklägerin à la del Ponte.

Es gibt viele Gründe, wieso Indonesien sich auf einen solchen Deal einlässt. Z.B. Microsoft drängt die US-Regierung gegen Indonesien bei der WTO ein (vielleicht sachfremdes) Verfahren einzuleiten, dann haben Länder wie Indonesien, Indien, Brasilien usw. auch die berechtigte Hoffnung, die Seite mal wechseln zu können.

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Nein.

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Kennen wir genau den Inhalt des Deals? Kann ja sein, dass der indonesische Botschafter in Beijing seine Ohren offen hält.

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Gut, man hat hier zu beachten, dass für die Schweiz ein lückenloser Übergang vom alten GATT zur WTO stattfinden konnte. Die Schweiz war damals nach dem EWR-Nein aussenpolitisch gelähmt, es gab Befürchtungen, die AUNS würde das Referendum gegen den WTO-Beitritt ergreifen. Dann drohte der Verlust des GATT/WTO Sitzes in Genf  und schliesslich wurde 1993 der schweizerische Spitzendiplomat Arthur Dunkel als langjähriger GATT-Generalsekretär abgehalftert. All das führte wohl zu einer Verzögerung des Beitritts der Schweiz zur WTO.

- ph

(Geändert von Mephi um 11:37 pm am Juni 9, 2005)


-- Veröffentlicht durch PatPowerMan am 7:39 pm am Juni 10, 2005

Merci einmal mehr für die interessanten Informationen!


-- Veröffentlicht durch struy am 12:17 pm am Juni 11, 2005

Es geht Microsoft afaik nicht um die 50000 Dollar, die sind wohl eher symbolisch, viel mehr darum, dass die indonesische Regierung sich verpflichtet hat, nur noch lizenzierte Produkte von Microsoft einzusetzen. Auch verpflichten sie sich, gegen die Raubkopiererei vorzugehen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich das schlussendlich für Microsoft doch auszahlt. Eine Anklage gegen Indonesien käme wahrscheinlich für Microsoft recht teuer und das Prestige von MS würde wahrscheinlich einmal mehr leiden.


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